Nach der viel beachteten Studie Arbeit 4.0: Megatrends digitaler Arbeit der Zukunft – 25 Thesen der Telekom (2015) ist im Januar 2018 eine neue Studie mit dem Titel Digitale Arbeitsplatzgestaltung – Hub für vernetztes Arbeiten in Zusammenarbeit mit crisp Research erschienen (N=401, Methode: Befragung von IT-, Strategie- und weiteren Business-Entscheidern). Untersucht wurden mobile Technologien und Werkzeuge für den digitalen Arbeitsplatz, die eine Grundlage für agile und flexible Arbeits- und Kommunikation bilden.
Applikationen, Endgeräte und Technologien
In dem sog. Technologie-Modell der Studie , werden die fünf Ebenen Backend, Management, Plattform, Endgeräte und Anwendungen unterschieden. Die Dimension Endgeräte erscheint mit PC, Laptop, POS/Kassensystem, Smartphone, Tablet, Smartwatch und Augmented Reality vollständig und für die Zukunft vorbereitet. Als Applikationskategorien werden genannt:
- Kommunikation: UCC/VOIP, Voice, Collaboration, Chat, E-Mail, Videokonferenz
- Teamwork: Filesharing, Office, Projektmanagement, Social Intranet
- Produktivität: Office, Design, Kalender, CRM/ERP
- Weiteres: Fieldservice, Mobile Web, Marketing, Support, ERP
Das Technologie-Modell gibt damit eine gute Orientierung der Handlungsfelder. Es weist eine Ähnlichkeit mit dem Aperto-Framework zur Auswahl, Einführung und Optimierung von Corporate Social Software auf. Eine Kombination von beiden könnte sich lohnen, um auch die Dimensionen Geschäftsprozesse und Anwendungsfälle zu berücksichtigen.
Hoffnungen und Ziele
Bei den mit der Etablierung eines digitalen Arbeitsplatzes verfolgen Zielen ist mir positiv aufgefallen, dass die Studienteilnehmer Produktivität, Wissensmanagement & Kreativität ganz nach oben gewählt haben und die Kosteneinsparung nicht im Mittelpunkt steht:
- Produktivität der Mitarbeiter steigern (48%)
- Verbesserung des Wissensmanagements und der Teamarbeit (38%)
- Kreativität der Mitarbeiter steigern (38%)
- Kundenkontakt optimieren (35%)
- Realisierung flexibler Arbeitszeitmodelle (34%)
- Abbildung sämtlicher Geschäftsprozesse als digitaler Service (25%)
- Reduktion der Reisekosten durch geringere Reisetätigkeit (23%)
- Grundlage für digitale Geschäftsmodelle, Kundeninteraktion schaffen (22%)
- Vereinheitlichung des Endgerätemanagements, Unified Endpoint Management (20%)
- Kosteneinsparung innerhalb der IT-Operations (15%)
[bctt tweet=”Produktivitätssteigerung, Verbesserung des Wissensmanagements und Förderung von Kreativität sind die zentralen Ziele der Etablierung digitaler Arbeitsplätze.” username=”cogneon”]
Verdrängt der Chat die E-Mail?
Im Bereich der Produktivitätssteigerung ist die Ablösung oder drastische Reduzierung von E-Mails ist seit den Anfänge von Enterprise 2.0 im Jahr 2006 ein oft gehörtes Argument (s.a. Atos Zero E-Mail-Programm). Doch ein solcher Rückang des geschäftlichen E-Mail-Verkehrs ist in der Praxis nicht zu beobachten (s.a. der Radicati Group), ein kürzlich erschienener wiwo-Artikel (Ausgabe 16/2018) benennt die durchschnittliche tägliche Beschäftigungsdauer mit E-Mail auf zwei Stunden.
Trotzdem sieht die Studie einen Trend hin zu Chat-basierten Collaboration-Plattformen als “zentrale Plattform digitaler Arbeitsplätze”. Bisher isolierte und schlecht vernetzte Einzellösungen wie Office-, Datei- und Management-Lösungen gruppieren sich in diesem Leitbild um die Chat-Plattformen, die sich im Workspace 2.0 (Chat-based Workspace) wie eine “Spinne im Netz” positionieren (Quelle: crisp).
Eingesetzte Chat-basierte Collaboration-Lösungen
Zu den in der Studie genannten Chat-basierten Collaboration-Lösungen gehören (in Klammern jeweils in Prozent: Nutzung heute, in Evaluation, Nutzung zukünftig, keine Nutzung):
- Office 365 (35/23/25/16)
- Skype (35/18/16/331)
- Skype for Business (29/20/25/26)
- Google Hangouts, G Suite (18/25/20/36)
- Cisco WebEx, Jabber (14/23/19/44)
- Slack (13/26/13/48) – die Abkürzung steht übrigens für “Searchable Log of all Conversation and Knowledge”
- Citrix (12/18/19/51)
- Cisco Spark (12/23/18/47)
- Unify Circuit (11/17/24/47)
- teamwork (11/20/15/54)
- Mitel MiCollab (11/19/17/54)
- Workplace by Facebook (10/22/17/54)
- Cisco Team-One (9/17/18/55)
- Atlassian Hipchat (7/17/17/58)
- Jive (7/19/13/61)
- Teamwire (4/12/8/75)
- Mango Office (8/20/12/62)
- fuze (6/18/10/66)
- 8×8 (4/18/13/65)
Fazit
Bei der Klassifizierung der Bestandteile eines Digitalen Arbeitsplatzes im Benchlearning Projekt Social Intranet 2012 (PDF-Bericht, S. 4) haben Chat-basierte Collaboration-Plattformen noch keine Rolle gespielt. Das hat sich mittlerweile geändert. Plattormen wie Slack werden vermutlich wegen der Datenhaltung in USA in der deutschen Industrie und in Großunternehmen keine große Rolle spielen. Aber bei den Einführungsprojekten von Office 365 kann man klar erkennen, dass neben Skype for Business insbesondere Microsoft Teams sehr stark im Fokus steht.
[bctt tweet=”Chat-basierte Collaboration-Plattformen werden ein zentrales Element des Digitalen Arbeitsplatzes. Office 365 und Microsoft Teams werden heute und in Zukunft am häufigsten eingesetzt.” username=”cogneon”]
Hinweis: die Studie kann gegen Bezahlung mit persönlichen Daten online bestellt werden.
Scholarch der Cogneon Akademie. Von der Ausbildung Dipl.-Ing. Elektrotechnik mit Schwerpunkt Digitale Nachrichtentechnik. Ich brenne für Lernende Organisationen, Wissensmanagement, New Work und Lebenslanges Lernen. Mitglied in Corporate Learning Community, Gesellschaft für Wissensmanagement, Chaos Computer Club uvm. Weiterer Podcast unter http://knowledge-on-air.de.