Erfahrungen zur Auswahl einer Plattform für die neue Akademie Community

Lern-Communities spielen eine zentrale Rolle im informellen Lernen und damit bei der Weiterbildung der Zukunft. So auch in den aktuellen Überlegungen, die Erfahrungen der Cogneon Akademie zur Entwicklung von Lernenden Organisationen über unsere Kundenprojekte hinaus einer breiteren Zielgruppe mit Hilfe einer Akademie Community zugänglich zu machen. In einer Pilotphase im März 03/2018 haben wir gemeinsam mit 13 Pilotnutzer*innen eine Plattform für die Online-Community ausgewählt. Überraschung für uns: es ist ein alter Bekannter geworden.

Seit unserer Gründung im Dezember 2001 haben wir viel Erfahrungen in hunderten Kundenprojekten gesammelt. Das Problem aus unserer Sicht: dieses Wissen liegt zum großen Teil in unseren Köpfen, zum Teil auf unseren Servern versteckt und ist damit nicht zugänglich. Das wollen wir ändern und dieses Wissen gemäß unseres Slogans “Wissen muss frei sein!” einem größeren Personenkreis zugänglich machen. Ab Mai 2018 werden wir mit der Akademie Community hierzu ein ganz neues Produkt für Professionals in mittleren und großen Organisationen an den Start bringen. Der Ansatz wird nicht die Beratung/Dienstleistung/Schulung, sondern die Community als Gemeinschaft der Lernenden in den Mittelpunkt stellt. Neben einer Online-Community wird es auch ein Jahres-Event, zwei Knowledge Jams, ein “Lernflix” mit Learning Nuggets, einen monatlichen Community Talk uvm. geben.

Im Bereich Online-Communities haben wir in der Vergangenheit schon eine ganze Menge Experimente durchgeführt und dabei Erfahrungen gesammelt:

  • Wiki und Knowledge Jam: unser Mediawiki-basiertes Wiki war vor der Öffnung unser internes Intranet. Anfang 2015 haben wir die  interne Informationen entfernt und am 22.05.2005 unter wiki.cogneon.de zugänglich gemacht. Erster Anwendungsfall war die Dokumentation der Knowledge Jams zusammen mit den Teilnehmern. Das Wiki verfügt zwar über Benutzerseiten (Profile), Diskussionsseiten und persönliche Nachrichten, ist aber hauptsächlich für die Dokumentation und nicht die Kommunikation von Wissen geeignet.
  • Benchlearning Projekt 2012 auf mixxt: gemeinsam mit Paul Seren von Schaeffler und Christian Kuhna von adidas haben wir 2012 das erste Benchlearning Projekt mit Fokus “Social intranets” (blp12) gestartet. Aus meinen verschiedenen Barcamps kannte ich die Community-Plattform mixxt (heute tixxt). Diese hatten wir damals  als Community-Plattform unter dem Namen “Orange People” ausprobiert und für Kommunikation und Dokumentation im blp12 verwendet.
  • Benchlearning Projekt 2013 auf G Suite: im blp13 mit dem Thema “Future of Learning & Future of Working” war auch Google Projektmitglied. Google bot an, die G Suite von Google für die Zusammenarbeit im Projekt zu testen. Gerade im Kontext größerer Industrieunternehmen gab es aber Schwierigkeiten mit der Nutzung von Google-Produkten.
  • Management 2.0 MOOC auf Xing Gruppe: ein Projektergebnis des blp13 war die Liste Innovative Lehr- und Lernmethoden. Diese haben wir im Projekt priorisiert, um einige Methoden Hands-on auszuprobieren. Die Wahl fiel u.a. auf die Methode Massive Open Online Course (MOOC), was zum Projekt Management 2.0 MOOCs führte. Die Struktur und Erfahrungen daraus (s.a. MOOCs als Anwendungsfall in sozialen Intranets auf der KnowTech 2013) bildeten später die Basis für den Zusammenarbeit 2.0 MOOC bei Audi und den Corporate Learning 2.0 MOOC.
  • Benchlearning Projekte 2015-2016 auf IBM Connections: die Teilnehmer des blp15 mit Thema “Internes Community Management” hatten alle seit 2-3 Jahren ein Enterprise Social Network (ESN) im Einsatz, überwiegend Jive oder IBM Connections. Bosch war gerade in einem Piloten, Connections nicht nur intern, sondern auch mit externen Partnern auszuprobieren. So konnten wir im Rahmen des Benchlearnings Connections als Plattform nutzen.
  • KnowTouch 2016 auf Discourse: die Bitkom hat die Wissensmanagement-Konferenz KnowTech 2015 eingestellt. Um der KnowTech-Community im Folgejahr einen Treffpunkt zu bieten, haben wir die KnowTouch ins Leben gerufen. Im Rahmen der Podcasting-Community sendegate.de wurde bereits seit Ende 2014 erfolgreich Discourse (von Jeff Atwood, einem der Macher von Stack Overflow) eingesetzt. Discourse haben wir erfolgreich zur Begleitung der KnowTouch eingesetzt (Konferenzplanung, Vortragsauswahl, Vorstellung der Teilnehmer, Programm, Bereitstellung Folien, Dokumentation, Diskussion zu den Vorträgen).
  • Benchlearning Projekte 2017-2018 auf Facebook Gruppe: die Teilnehmer in den Benchlearning-Projekten blp17/blp18 “Working, Collaborating & Leading in the Digital Age” sind in Bezug auf Social-Media-Nutzung wie z.B. Facebook, Twitter und LinkedIn sehr weit. So kam im Review 2016 der Wunsch auf, eine Facebook-Gruppe für die Kommunikation und eine private Cloud für Dokumente zu nutzen, was wir seitdem so erfolgreich umsetzen.
  • Benchlearning Projekt 2018 zu Office 365 auf Microsoft Teams: parallel zum blp18 haben wir dieses Jahr ein weiteres Benchlearning Projekt zu “Office 365 in der Unternehmenspraxis” gestartet. Da Microsoft Teams zu den Top-Prioritäten der teilnehmenden Unternehmen zählt, wurde Teams als Community-Plattform für das Projekt festgelegt.

Aus diesen Projekten lassen sich eine ganze Menge von Erfahrungen extrahieren. Viel hat funktioniert, viel hat aber auch nicht und wir haben daraus gelernt. Zusammenfassend kann man das vielleicht so sagen:

[bctt tweet=”Für den Erfolg einer Community kommt es auf die Faktoren Mensch UND Technik an. Community Management,  Beziehungsmanagement und Kommunikation sind genauso wichtig, wie technische Plattform, Usabilty und Dokumentation.” username=”cogneon”]

Einige Teilaspekte aus unseren Erfahrungen, die jetzt in die Akademie Community einfließen:

  • Community of Practice (CoP): wichtiger als die Technik ist das Selbstverständnis der Gemeinschaft der Lernenden. Hier kann nach wie vor das Konzept der CoP nach Etienne Wenger (s.a. CoP Quick-Start Guide) mit den drei Elementen Domain (Thema), Community (Menschen und Beziehungen) und Practice (praktisches Wissen) handlungsleitend sein.
  • Community Management: wie bei Unternehmen, Abteilungen und Projekten auch braucht es in Communities die Funktion des Koordinators, oft auch “Community Manager” genannt. Dieser sollte eher als “Wegbereiter” und “Katalysator” und weniger als “Bestimmer” auftreten. Auf jeden Fall ist es erfolgskritisch, das Community Management mit ausreichend Ressource zu versehen, da Aktivitäten sonst schnell einschlafen.
  • Dokumentation und Kommunikation: die eingesetzte Technik sollte die Kommunikation und die Dokumentation von Wissen unterstützen. Bei der Dokumentation sind sowohl Datei-basierter Inhalte (Ablage), als auch vernetzte und Web-basierte Inhalte (Webseiten, Wiki) zu unterstützen. Bei der Kommunikation sollte die schnelle, flüchtige Kommunikation (z.B. Chat, Messenger), aber auch die langandauernde, persistente Kommunikation (z.B. Forum, Blog) unterstützt werden.
  • Usability und User Experience (UX): die Technik muss vom Nutzer schnell verstanden und der eigene Nutzen erkannt werden (s.a. Technology Acceptance Model). Die Technik muss sich selbst erklären und ausreichend Hilfe anbieten (s.a. ISO 9241-11).
  • Mobile Nutzung und App: viele Anwender nutzen Online-Communities als “Zwischendurch-Medium” (im Bus, in der Bahn etc.). Daher muss die Technik auch auf mobilen Endgeräten vollumfänglich nutzbar sein (lesen, schreiben, partizipieren). Eine mobile App mit Push-Notifikation ist wichtig, um dem Nutzer schnell neue Aktivitäten der Community signalisieren zu können.
  • Kosten: für uns als Betreiber einer Community spielen natürlich auch die Kosten eine Rolle. Ein Pay-per-User-Modell haben wir ausgeschlossen, da neben den mit der Nutzerzahl steigenden Kosten auch ein großer Verwaltungsaufwand von Lizenzen entsteht.

Für die Pilotphase zu unserem neuen Produkt haben wir uns aufgrund der aktuellen Beliebtheit von Office 365 für Yammer entschieden. Im Gegensatz zu Microsoft Teams können in Yammer auch externe Personen als Nutzer ohne komplexes User Management eingeladen werden. Der Pilot hat allerdings gezeigt, dass Yammer für unser Konzept einige Nachteile mit sich bringt:

  • Unübersichtlich: schon bei 13 Pilotnutzern entstand der Eindruck, dass die Plattform unübersichtlich wird und Inhalte/Diskussionen nicht (mehr) gefunden werden können. Das gilt auch für die App, mit der die Pilotnutzer “nicht warm geworden” sind.
  • Zu Chat-artig: Yammer ist eher ein Chat-Werkzeug und nicht für ausführliche Kommunikation oder Dokumentation geeignet.
  • Keine Registrierung mit privaten E-Mail-Adressen: auch wenn in der Pilotphase alle Teilnehmer Professionals waren, bestand der Wunsch, sich mit einer privaten E-Mail an der Community zu beteiligen, z.B. weil bestimmte Apps auf dienstlichen Endgeräten nicht erlaubt sind.
  • Multiuser-Fähigkeit: wird in Organisationen bereits Yammer genutzt und ist gleichzeitig der Beitritt zu externen Gruppen verboten, muss sich der Nutzer kontinuierlich An- und Abmelden, was er natürlich in der Praxis nicht oft machen wird.

Nach der Pilotphase war recht schnell klar, dass Yammer nicht die Plattform der Wahl sein würde. Die Erfahrung ist vermutlich ähnlich, wie die der Microsoft Tech Community, die ja auch 2016 von Yammer nach Lithium umgezogen ist. Nach einigem Hin- und Herüberlegen haben wir in der letzten Woche der Pilotphase nochmal Discourse als Community-Plattform ausprobiert. Insbesondere die ausgewogene Abdeckung von Kommunikation und Dokumentation, die Übersichtlichkeit, die Usability, die Optimierung für mobile Nutzung und die guten Erfahrungen auf dem Sendegate sprachen dafür. Diese Einschätzung spiegelte sich dann auch in dem Feedback der Pilotnutzer wieder:

Erster Eindruck sehr positiv! Anmeldung ohne Probleme, App läuft bislang tadellos, UX besser als bei Yammer, da intuitiver, übersichtlicher und thematisch geordnet, zusätzlich die Möglichkeit, Lesezeichen zu vergeben. Möglichkeit zum Chat und Gruppenchat. Daumen hoch […]!

Ja, wesentlich übersichtlicher als Yammer. Scheint eine gute Wahl.

Ich finde vor allem die Timeline auf der rechten Seite prima, sowie die Möglichkeit, ein Lesezeichen auf einen interessanten Beitrag zu setzen, sonst findet sich bei längeren und komplexeren Themen ja irgendwann nichts mehr wieder.

Klasse finde ich auch dieses Gamification-Dings, dass man für Beteiligung Abzeichen (Badges) verliehen bekommt.

Discourse gefällt mir sehr gut als Alternative. Mehr Corporate Identity (orange) und einfach wesentlich übersichtlicher. Ich fühle mich jedenfalls wesentlich wohler in diesem System. Läuft auch gefühlt irgendwie besser. Ich würde Discourse beibehalten.

Ab dem 2. Mai 2018 geht das neue Akademie-Produkt inkl. Community an den Start. Im Mai wird es noch viele der Angebote offen zum “Schnuppern” geben. Ab Juni kann man sich dann mit einem Jahresticket einbuchen – in den ersten drei Monaten noch mit 20% Rabatt! Wer dazu auf dem Laufenden bleiben möchte, kann uns auf Twitter folgen oder sich zu unserem Lern-Newsletter Keep Calm & Learn On anmelden.

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