Die Generation der Baby Boomer geht in den Ruhestand – habt ihr das Risiko des Wissensverlust im Blick?

Neulich las ich im Standard einen Artikel mit dem Titel “Wann ist man zu alt für den Job?”. Der Aufmacher war natürlich das Alter von Joe Biden und die Frage, ab wann es Zeit ist, einen Posten zu räumen. Im Text wird die Professorin für Volkswirtschaftslehre Birgit Aigner-Walder wie folgt zitiert:

Es droht ein großer Wissensverlust, wenn Boomer ihr Wissen nicht aufschreiben oder weitergeben. Sie sind auch Kulturträgerinnen von Betrieben und wissen um die Vorgeschichte sehr gut Bescheid. Deswegen ist es wichtig, altersdiverse Teams zu bilden. Die Älteren könnten dann die Wissensweitergabe, Coaching oder Mentoring übernehmen.

Und das ist in der Praxis des Wissensmanagements und der Wissensbewahrung aus meiner Sicht das viel größere Problem: Die Wissensträger unserer Gesellschaft werden nicht alle bis 80 und darüber hinaus arbeiten wollen. Gleichzeitig rücken aufgrund der Altersstruktur der Bevölkerung immer weniger junge Menschen nach (Bild: Demografie-Portal, CC BY ND 4.0):

Einige Fakten, die zeigen, was uns in den nächsten Jahren erwartet:

  • Die letzten Babyboomer aus den Jahrgängen 1956-1964 werden dieses Jahr 60 (eigene Berechnung 😉)
  • In den nächsten 15 Jahren erreichen 12,9 Millionen Erwerbstätige das gesetzliche Rentenalter (Quelle: Statistisches Bundesamt)
  • Im Jahr 2021 litten 400 von 1.300 Berufsgruppen unter Personalnot, bis 2026 wird die Anzahl auf 560 steigen (Quelle: WirtschaftsWoche)
  • Wenn wir nicht handeln, verlieren wir bis 2035 sieben Millionen Erwerbstätige (Quelle: tagesschau)
  • Im öffentlichen Dienst werden 2030 etwa 840.000 Fachkräfte fehlen (Quelle: Handelsblatt)
  • Gewerkschaften warnen, dass sich die Lage durch die Pensionierungswelle der Babyboomer-Generation ab 2028 massiv verschärfen wird (Quelle: FAZ)

Nach dem BR24-Beitrag Babyboomer in Rente: Dramatische Folgen für Unternehmen hat das beispielsweise für die Unternehmen in Bayern fatale Folgen. Sie verlieren erfahrende Mitarbeiter:innen und weil der Nachwuchs fehlt, geht das Wissen unwiederbringlich verloren. Allein in Bayern gehen in diesem Jahr über 280.000 Erwerbstätige in Rente, aber nur 120.000 Nachwuchskräfte kommen nach. Und dieses “Hoch” an Verrentungen wird uns auch noch in den nächsten Jahren erhalten bleiben und dann auf hohem Niveau stagnieren (Bild: BR24/IHK):

Jetzt könnte man sagen “Das wissen wir doch schon seit den 70er Jahren” 🤷‍♂️ Das stimmt natürlich, hilft aber in der Praxis wenig. Besser spät als nie sollte man beginnen, sich in seiner Organisation mit den Auswirkungen des demografischen Wandels und dem daraus resultierenden Bedarf an Wissensbewahrung und Wissenstransfer zu beschäftigen.

Dazu gibt es eine Vielzahl von bewährten Methoden und Ansätzen. Wenn ihr unsere Hilfe in Anspruch nehmen wollt, mit diesen Angeboten sind wir seit vielen Jahren unterwegs:

  1. Expert Debriefing: Strukturierter Prozess, um das Wissen von Mitarbeitenden in der Organisation zu halten und an nachfolgende Personen weiterzugeben. Mit den Ausbaustufen Expert Debriefing S, M und L kann der Umfang an die eigene Situation angepasst werden. 
  2. Expert Debriefing Praxis-Ausbildung: Wenn in Zukunft viele Personen das Unternemen verlassen, lohnt sich die Ausbildung eigener Expert Debriefing Moderator:innen. Wir bieten im Frühjahr und Herbst offene Schulungen an und führen bei Bedarf auch Inhouse-Trainings durch (online mit Microsoft Teams möglich).
  3. WissensTransferCamp: Einmal jährlich laden wir die knapp 1.000 ausgebildeten Moderator:innen zum Erfahrungsaustausch und zur Diskussion neuer Ideen ein. Das nächste WissensTransferCamp findet am 13.03.2025 statt, die Teilnahme ist vor Ort in der Cogneon Akademie Nürnberg oder online über Microsoft Teams möglich.
  4. Lernreise Persönliches Wissensmanagement (pke24): Im Idealfall wird das Expert Debriefing überflüssig, indem das persönliche Wissensmanagement der ganzen Belegschaft gefördert wird. Dazu bieten wir im Herbst 2024 die 6-wöchige Lernreise “Personal Knowledge Excellence” an, die auch Inhouse mit eigenen Inhalten angereichert durchgeführt weden kann.

Halten wir es mit Erich Kästner und seinem Zitat “Es gibt nichts Gutes außer man tut es” und packen wir an! Über die Probleme und theoretischen Ansätze des Wissenstransfers und der Wissensbewahrung ist genug gesprochen worden, jetzt heißt es Ärmel hochkrempeln und anpacken. Denn in der täglichen Praxis findet noch viel zu wenig strukturierter Wissenstransfer statt, das gilt es zu ändern. Bitte leitet den Link zu diesem Artikel an die Verantwortlichen in Euren Organisationen weiter, denn je mehr Leute mit anpacken, desto schneller kommen wir voran. Viel Erfolg in der (alternden) Wissensgesellschaft des 21. Jahrhunderts 💪

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