In den vergangenen 2-3 Jahren habe ich an mehreren MOOCs und anderen innovativen Lernformaten und daraus ist bei Cogneon die Idee entstanden, ein leicht abgewandeltes Format im Herbst 2013 auch einmal auszuprobieren. Die meisten (c)MOOCs, in denen ich dabei war, haben WordPress o.ä. als zentrale Website zur Einschreibung und zur Bereistellung von Materialien verwendet, Google Hangout für Live Sessions und als Dialogwerkzeuge Twitter (mit vorgegebenem Hashtag, z.B. vor kurzem #mmc13) sowie Aggregation von persönlichen Blogs per RSS (z.B. mit gRSShopper).
Da wir bei unserem Vorhaben die deutschsprachige Wirtschaft inkl. dem deutschsprachigen Management im Fokus haben treibt uns die Sorge um, dass dort Twitter und persönliche Weblogs kaum genutzt werden. Auf diesem Weg sind wir u.a. zu der Idee gekommen, mal über eine Xing-Gruppe als MOOC-Plattform nachzudenken. Der Hauptvorteil wäre aus unserer Sicht, dass der Großteil der Zielgruppe dort sowieso schon ist und wir vermutlich auch die meisten MOOC-Elemente dort abgebildet bekommen:
Element | Klassischer cMOOC | Xing-Gruppe |
Webseite zur Ankündigung | WordPress-Seite | Inhalt in “Über diese Gruppe”, der auch nicht angemeldeten Benutzern angezeigt wird (Bilder-Einbindung funktioniert, Videos leider nicht) |
Kurs-Einschreibung | E-Mail-Formular, Google Form | Beitritt zur Gruppe |
Regelkommunikation mit den Teilnehmern | E-Mail, Newsletter | Gruppen-Newsletter |
Materialien zu Wochen-Themen bereitstellen | Blog-Einträge oder WordPress-Seiten | Gruppen-News oder Gruppen-Events |
Anmeldung zu wöchentlichen Live-Sessions | – (wurde in meinen bisherigen MOOCs nicht gemacht) | Gruppen-Events |
Live-Session | Google Hangout, Adobe Connect | Google Hangout, Adobe Connect |
Dialog zum Wochen-Thema | Twitter, Weblogs | Gruppen-Foren, Anbindung von Twitter-Weblogs z.B. über gRSShopper, der per RSS-In-Funktion in die Xing-Gruppe eingebunden wird |
Quizzes, Tests, Umfragen | Google Forms | Xing-Umfragen (nicht wirklich Quiz, eher Umfrage) |
Vergabe von Teilnehmer-Badges | – (wurde in meinen bisherigen MOOCs nicht gemacht) | Vergabe von Badges als JPG-Bild, die an das eigene Profil per Dateianhang gehängt werden können |
Ein weiteres Thema, das uns umtreibt ist die Handhabung von “Massen”, da wir als Minimalziel 2000 eingeschriebene Teilnehmer haben. Da kürzlich ein MOOC abgebrochen wurde, weil die Sub-Gruppen-Bildung über ein Google Doc gemacht wurde, das unter dem Ansturm tausender Teilnehmer zusammengebrochen ist, sind wir für die Themen Performanz und Skalierung sensibilisiert. Auch hier hat Xing mit Gruppen wie z.B. der Regional-Gruppe München (über 80.000 Mitgliedern) gezeigt, dass diese Mengen gehandelt werden können (auch wenn dort natürlich so viele synchrone Zugriffe sind, wie das bei einem MOOC der Fall wäre).
Noch haben wir aber keine Entscheidung getroffen (soll bis zur 2. Märzwoche geschehen). Ich habe mal eine Umfrage auf Xing zu dem Thema eingestellt und würde mich über Ihre/Eure Teilnahme freuen!
Scholarch der Cogneon Akademie. Von der Ausbildung Dipl.-Ing. Elektrotechnik mit Schwerpunkt Digitale Nachrichtentechnik. Ich brenne für Lernende Organisationen, Wissensmanagement, New Work und Lebenslanges Lernen. Mitglied in Corporate Learning Community, Gesellschaft für Wissensmanagement, Chaos Computer Club uvm. Weiterer Podcast unter http://knowledge-on-air.de.
Ich habe die oben gestellte Frage mit “Nein” beantwortet.
Mein Gedanke: Die Entscheidung, mit Blick auf eine bestimmte Zielgruppe Xing als Lern- und Austauschplattform zu nutzen, ist absolut nachvollziehbar. Wenn dort die Teilnehmer sind, die man ansprechen möchte: warum nicht? Die Gegenüberstellung zeigt ja auch, dass es auf XING viele Kommunikationsmöglichkeiten gibt und dass andere Funktionen schnell verknüpft werden können.
Andererseits: Im Begriff und Konzept “MOOC” steckt ja das “open”, und da habe ich meine Zweifel, ob man dieses Versprechen mit XING wirklich einlösen kann. Zum einen sind m.W. einige der aufgezählten Möglichkeiten und Funktionen an eine Premium-Mitgliedschaft gebunden (!?). Zum anderen wären, wenn ich es richtig sehe, Inhalte und Beiträge nur Gruppenmitgliedern zugänglich, können also nicht einfach vernetzt und verlinkt werden …
Kurz: Ich glaube, dass man mit XING spannende Dinge tun kann. Ich glaube auch, dass es für bestimmte Zielgruppen die “richtige” Plattform sein kann. Ich sehe jedoch nicht, warum diese Kurse unbedingt “MOOC” heißen sollten.
Aber vielleicht sind meine Fragezeichen, die das “open” betreffen, auch unbegründet?
Gruß, JR
Hi Jochen,
danke für das Feedback. Ich war bei der Idee zunächst auch skeptisch. Der Gedanke hat sich aber verfestigt, weil wir auch gerade dabei sind für eine Veranstaltung im Mai die Xing-Gruppe Wissensmanagement im Engineering aufzusetzen (https://www.xing.com/net/wmie). Dabei ist mir aufgefallen, dass man diese Gruppen eigentlich genau so konfigurieren kann, wie man es bei einer WordPress-Instanz auch tun würde. Insbesondere alle Gruppen-Beiträge können auf Sichtbarkeit “jeder” gestellt werden und das heißt, aus dem Internet ohne Xing-Login kann man alles lesen und verlinken, was in der Gruppe passiert. Über den RSS-Feed zu einer Twitter-Suche kann man die Inhalte zu einem Hashtag in die Gruppe bringen. Die Mitgliedschaft in der Gruppe kann man dann einfach als einen “Enrollment-Prozess” sehen, den es ja in vielen MOOCs auch gibt. So gesehen kann man mit einer solchen Gruppe nach meinem jetzigen Kenntnisstand fast alles machen, was man in einem separaten WordPress tun könnte.
Und da bei #mmc13 ja u.a. rauskam, dass es beim MOOC mehr auf die Didaktik/Methodik ankommt als auf die Technik, bin ich noch nicht überzeugt, dass das nicht gehen kann (Xing-Abstimmung unter https://www.xing.com/app/newsfeed?op=poll_detail;id=8806 steht aktuell auf 2/3 ja und 1/3 nein).
Viele Grüße
Simon
Genau, Simon! Und man kann die Gruppen sogar insoweit öffnen, dass man lediglich Mitglied bei XING sein muss, um dort beizutragen (Best Practice: xingKM, https://www.xing.com/net/pri3787dax/knowledgemanagement/).
Ich würde aber dennoch davon abraten, da selbst die Registrierung bei XING (mit Profil anlegen) eine Barriere darstrellt. Eine höhere Barriere als z.B. bei einem selbst gehosteten, nicht so öffentlichen Blog. Wenn man XING als Plattform wählt, dann muss man die Anzahl der Mitglieder dort als Maßstab für die Anzahl potentieller Teilnehmer ansetzten. Dies natürlich in Abhängigkeit vom MOOC-Thema…
Des Weiteren hat man es bei einer XING-Gruppe nicht in der Hand flexibel auf die Bedürfnisse der Teilnehmer zu reagieren. mixxt (http://mixxt.de/), wäre auch ein solches Beispiel ;-)
Die Technik ist ein essentieller Bestandteil der Didaktik, wenn man sich klar macht, dass ohne diese ein MOOC überhaupt nicht möglich wäre.
WordPress (http://wordpress.org/) als selbst gehostete Plattform ist sicherlich eine sehr gute aber eben auch keine triviale Wahl für die Realisierung einer MOOC-Plattform, wie man nicht nur beim mmc13 jetzt gesehen hat. WordPress lässt sich ausserdem um Community- bzw. Gruppenelemente wie bei XING und auch Kurselemente wie z.B. bei iversity (http://www.iversity.org/) erweitern. Diese Elemente gilt es in das Gesamt(didaktische)-Konzept zu integrieren.
Eine XING-Gruppe könnte in diesem Zusammenhang ein Angebot an die Teilnehmer sein, sich dort auszutauschen (Wenn einige der Teilnehmer sowieso schon dort registriert sind…) Beiträge aus der XING-Gruppe kann man via RSS hinschicken wo man möchte, auch auf die Hauptplattform des MOOC.
Angenehmes Wochenende
Boris
Vielleicht heisst die Gleichung am Ende: ein bisschen weniger “open”, dafür etwas mehr “massive”?
Massive bedeutet ca. 150 AKTIVE Teilnehmer mindestens (s. http://www.downes.ca/post/59842)
@jochen: das ganze ist open im Sinne von offen genug. Natürlich mag es der Bildungselite, den OER Jüngern und den EduPunks nicht gefallen, aber kommerzielle Grundstrukturen schließen ein offen nicht aus. Die OpenSource Community hat diese frühe Phase zum Glück überwunden.
@Boris: Dein Hinweis auf die Barriere ist schon richtig, allerdings zieht er bei dieser Zielgruppe nicht. Die kommerzielle Zielgruppe hätte mit einem Blog und den damit verbundenen Voraussetzungen um zu kommentieren viel größere Barrieren zu überwinden.
@Simon: ich finde die Idee sehr gut da sie die Zielgruppe dort abholt wo sie ohnehin zu finden ist. Zumal es das Marketing deutlich leichter macht. Auch in XING Gruppen lassen sich andere Ressourcen einbinden, die ein aehnliches Mash-Up erlauben wie in anderen MOOCs.
Ich halte einen XING-MOOC für machbar, wenn man dabei eindeutig die Zielgruppe der XING-Mitglieder anpeilt und ich denke, es wäre eine gute Möglichkeit, das MOOC-Konzept ins Blickfeld der Entscheider zu rücken. Zur Frage, ob so ein MOOC wirklich open ist, eine Gegenfrage: “Was nützt die reine Lehre, wenn ich sie nicht aus der Echokammer befreie?”
@ Jochen Robes Den Einwand, dass man nicht alles MOOC nennen muß teile ich aber das von Simon Dückert skizzierte Konzept ist meines Erachtens wesentlich “moociger”, als die meisten angebotenen xMOOCs. Der Begriff ist längst gekapert und ich glaube nicht, dass diese Entwicklung noch umkehrbar ist. Man könnte aber mit einem XING-MOOC zeigen, dass dieses Format weitaus mehr hergibt, als beispielsweise IMC mit OpenCourseWorld anbietet.
Hallo Cornelie,
das freut mich, dass mit Dir das Verhältnis zwischen Befürwortern und Skeptikern hier in den Kommentaren zumindest wieder ausgeglichen ist (in der Xing-Umfrage ist es gerade 60/40 für die Beführworter :-)
Ich habe noch einen zweiten Grund, so einen MOOC in einer Plattform mal auszuprobieren. Wir begleiten viele Firmen bei Ihrer Entwicklung hin zu einer Lernenden Organisation. Einer der großen Trends ist im Moment soziale Netzwerke (ESN, Enterprise Social Networks) einzuführen. In unserem Benchlearning Projekt Social Intranet mit 10 großen Firmen (http://de.slideshare.net/cogneon/cogneon-praesentation-ueberblickblp12-20120219) haben wir herausgefunden, dass die führenden Plattformen dabei Jive, IBM Connections und SharePoint (2010 und 2013) sind. In personal-getriebenen Ansätzen kommen Werkzeuge wie Jam von Success Factors (mittlerweile SAP) in die Firmen.
In diesem Kontext sind natürlich hauptsächlich Corporate MOOCs (http://howtomooc.org/wiki/index.php/MOOCs_in_und_f%C3%BCr_Unternehmen) interessant, also MOOCs, die in Unternehmen laufen. Wir würden gerne spätestens im kommenden Jahr einen großen MOOC mit einem unserer Kunden durchführen.
Wenn das passiert, müssen wir eine Antwort darauf haben, wie man einen MOOC in Jive, Connections, SharePoint & Co. abbildet. Denn in den Firmen gibt es i.d.R. kein WordPress, Twitter, gRSShopper usw. Auch kein Google Hangout und kein Skype. Bin gespannt, ob da so etwas ähnliches Finden wie WebEx Hangout, OneMeeting Hangout oder Lync Hangout …
@Simon: Lt Deiner Umfrage zu Social Intranets, die natürlich auch keineswegs repräsentativ ist, sieht die Verteilung von Tools doch wohl etwas anders aus. Dennoch ist dort auch WordPress präsent (https://www.xing.com/app/newsfeed?op=poll_detail;id=4182)
@Boris: nicht ganz, die Umfrage war nicht unter den Projektteilnehmern, sondern offen auf Xing. Im Benchlearning Projekt hatten wir keine WP-Instanz dabei. Bericht dazu erscheint übrigens Dienstag in einer Woche mit unserem nächsten Newsletter.
@Simon: Deshalb habe ich auch ganz bewußt “die natürlich auch keineswegs repräsentativ ist”.
Abgesehen davon verstehe ich jetzt nicht ganz in wieweit eine XING-Gruppe einem Confluence oder Sharepoint näher kommt als eine WordPress-Installation mit entsp. Plugins. So ist doch die Argumentation (Du nutz XING, weil WP in Unternehmen nicht vorhanden) oder verstehe ich das falsch?
Es geht nicht um Confluence/Sharepoint/Jive als ganzes, sondern darum, wie man einen MOOC in einem Confluence space, einer Sharepoint site oder einer Jive Community abbilden kann. Das halte ich unternehmensintern für eine realistische Umgebung.
@Dirk: Ich finde auch, dass entsprechend konfigurierte XING-Gruppen dem Gedanken der Offenheit vollkommen genügen. Abgesehen davon kann man, wie gesagt, WordPress um gewisse Komponenten erweitern (Gruppen a la g+, Foren a la XING-Gruppen, etc.) und ist bei all dem flexibel. Das dürfte dann auch die Zielgruppe befriedigen. An was denkst du, wenn du sagst “Auch in XING Gruppen lassen sich andere Ressourcen einbinden, die ein aehnliches Mash-Up erlauben wie in anderen MOOCs.” Ich moderiere ja schon einige Zeit eine XING-Gruppe (die oben genannte) und finde, wie Cornelie, dass sie einiges zur Unterstützung eines MOOCs bieten aber eben nicht ausreichend. Das Einbinden der externen Feeds z.B. ist sicherlich nicht optimal…
@Cornelie: Ich denke im Hinblick auf die Entscheidungsräger sollte man XING nicht überbewerten. Ansonsten ist es ein gutes Argument für ein XING-MOOC – man tritt wenigstens ins weitere Blickfeld der Entscheidungsträger. Allerdings würde ich das nicht um jeden Preis wollen.
@Boris: da hast Du Recht. Es lassen sich nur schlecht Komponenten einbetten. Die Vernetzung kann über Links erfolgen. alternativ kann man die API nutzen.
Der erste Gedanke: Ne, das geht ja gar nicht. Diese gewinnorientierte, Nabelschau-Plattform als Ausgangspunkt für einen MOOC?
Da fand ich es sehr beruhigend, dass Jochen Robes der gleichen Meinung war :-)
Doch beim lesen der Kommentare, speziell durch die Gedanken von Cornelie Plicht, bin ich noch einmal ins Grübeln gekommen.
Meine Meinung:
Pro:
• Viele der Zielgruppe haben dort einen Account
• Freier Zugang auch für “Lurker” möglich
Contra:
• zu geringe Gestaltungsmöglichkeiten, es müssen alle Bilder und Videos über links eingebunden werden und die Gestaltungsmöglichkeiten bei eigenen Beiträgen ist sehr gering, die von Kommentaren ist unterirdisch, spricht fehlt komplett.
• Die Zielgruppe ist zwar “da”, aber aus einen einzigen Grund: Vernetzung unter Business-Aspekten.
Dieser Grund steht einem freien Gedankenaustausch diametral entgegen. Ich äußere doch nicht meine Arbeitsgedanken, wenn ich weiss, dass in diesem Portal auch meine Kunden mitlesen!
Ich könnte mir eine duale Lösung vorstellen:
XING als Ausgangsbasis zur Bereitstellung der Inhalte, Ankündigungen und Newsletter-Versand, Registrierung der Teilnehmer (über Gruppenbeitritt), dann aber auf WordPress oder G+ oder mixxt die aufgehübschte Variante pflegen, mit Bild und Video und einer nicht so streng an das Business gebundene Diskussionsathmosphäre zu schaffen. Vorteil wäre für die Teilnehmer ein Anonymisierung ihrer Beiträge.
@Lore: Unsere Kunden lesen doch jetzt auch hier oder im MMC oder auf Twitter mit. Wäre dies nicht in allen MOOCs so? Ich verstehe das Argument daher nicht so ganz.
Ich habe eher die Sorge, das Freelancer und kl. Gewerbetreibende versuchen werden die digitale Nabelschau aufmerksamkeitswirksam in den MOOC zu ziehen. Das war auch im MMC13 schon teilweise zu beobachten.
Zur Gestaltung bin ich Deiner Meinung – s.o..
Mitlesen ja, aber selbst schreiben? Aktiv werden? Da wäre ich skeptisch. Vielleicht kenne ich auch nur zu viele “Angsthasen”
Ja, der zweite Aspekt ist auf XING natürlich zu befürchten.