Viele kennen sicher die Schilder und Durchsagen in der Londoner U-Bahn: Mind the Gap! Sie sollen einen auf den Spalt zwischen Bahnsteig und U-Bahn hinweisen, damit man nicht hineintritt und sich verletzt. Ähnliches passiert immer wieder mit der Ressource Wissen: Wir haben Wissenslücken („knowledge gaps“) und schaffen es nicht, sie rechtzeitig zu schließen. Einige Beispiele aus Gesellschaft, Wirtschaft und auch aus dem individuellen Bereich:
- Wir haben als Gesellschaft in unserer Maschinenverliebtheit (die Hardware) das Internet (die Software) so lange vernachlässigt, dass wir heute in vielen Bereichen weit im Rückstand sind.
- Viele Organisationen haben Trends wie E-Mobilität oder die Bedeutung von Software-Diensten in Fahrzeugen zugunsten von PS und Spaltmaßen so lange ignoriert, dass Anbieter aus anderen Ländern an uns vorbeiziehen, „verlängerte Werkbänke“ zu „Know-how-Pionieren“ werden.
- Viele Einzelpersonen sehen die Chancen der generativen KI nicht und beschäftigen sich nur sehr zögerlich damit. Die Potenziale digitaler Arbeitsplätze werden nur zu einem geringen Teil ausgeschöpft, obwohl aufgrund des demografischen Wandels in den kommenden Jahrzehnten deutlich weniger Menschen auf dem Arbeitsmarkt aktiv sein werden und sich die Arbeit weiter verdichten wird.
Bei den oben genannten Beispielen handelt es sich ausschließlich um bekanntes Wissen. Angesichts der rasanten technologischen Entwicklung, der Herausforderungen durch den Klimawandel und der turbulenten weltpolitischen Lage werden wir aber auch noch mit viel unbekanntem Wissen befassen müssen. In den Worten von Donald Rumsfeld: „There are unknown unknowns“ (Quelle: Wikipedia, CC BY SA):
Um sich darauf einstellen zu können, bedarf es neben der Sensibilität und dem Bewusstsein für den strategischen Umgang mit Wissen in Organisationen auch eines erfolgreichen Veränderungsmanagements, um für die Zukunft gut gerüstet zu sein. Strategisches Wissensmanagement (StWM) und entsprechendes organisationales Change Management (OCM) auf individueller, organisationaler und gesellschaftlicher Ebene sind daher die zentralen Themenfelder der lernOS Convention 2025.
Die loscon25 Grafik in diesem Beitrag steht unter CC0-Lizenz und kann gerne in Blogs, Newsletter, sozialen Medien, Intranet & Co. verwendet werden. In der kommenden Woche gehen auch die offizielle Ankündigung, der Ticket- und der Merch-Shop für die lernOS Convention 2025 online, die vom 1.-2. Juli 2025 auf der Kaiserburg in Nürnberg, an vielen dezentralen Orten und online stattfinden wird.
Wer noch Gedanken und weitere Interpretationsmöglichkeiten zum Motto hat, kann sich gerne ausführlich in den Kommentaren austoben.
- #loscon25: Call for Participation (CfP) - 25. März 2025
- Mind The Knowledge Gap! – Das Motto der lernOS Convention 2025 - 2. März 2025
- KCLO: Die Session als kleinste Einheit des Wissenstransfers - 25. Februar 2025
Lieber Simon,
danke für den spannenden Beitrag. Bei mir starten da direkt ein paar Gedankengänge, die ich versuch mal hier zu lassen. Ich arbeite im Wissensmanagement im Bildungsbereich und drehe seit längerem Gedanken hinsichtlich Diversität und Barrierefreiheit im Rahmen von Wissensmanagement.
Um etwas konkreter meine Fragestellungen zu benennen:
Welche Menschen erreicht das Wissen? (durch was selektiert sich die Gruppe)
Welches Vorwissen wird vorausgesetzt? Welche Barriere bestehen? Wie divers (diversitätssensibel) war die Gruppe von Menschen, die im Prozess beteiligt waren?
Eine Annahme, die bei den Fragestellungen mitschwingt ist: Wenn es gelingt Wissen so konkret und dennoch so barrierearm wie möglich aufzubereiten, dass es möglichst vielen Menschen zugänglich ist, erhöht sich zum einen die Gruppe von Menschen, die das Wissen aufnehmen können, zum anderen besteht die Option, dass schon im Prozess deutlich wird, wo Lücken im Wissen bestehen. Weil Menschen eben andere Erfahrungen mit einbringen können und Perspektiven mit bedenken, die „Unbetroffene“ gar nicht erdenken können.
Ich mache hier mal einen gedanklichen Stop und hoffe ich konnte ein bisschen erläutern, was ich meine.