BarCamps – Die wahre Geschichte

BarCamps erfreuen sich als Veranstaltungsformat für den Wissenstransfer innerhalb und außerhalb von Organisationen. Dabei wird oft auch auf die Geschichte von BarCamps Bezug genommen. Die Geschichten, die man dabei hört, sind aber meist nur sehr wage an die originale Geschichte angelehnt. Deswegen schreibe ich hier mal die Geschichte mit den mir bekannten Quellen auf. Ihr könnt diese Gerne als Referenz in euren Barcamp-Moderationen verwenden.

Die mir bekannte Geschichte beginnt im Jahr 1998. In der Ankündigung zur XML Developers Conference (20.-21. August) wird erstmals der Begriff “unconference” erwähnt. Die Unkonferenz entwickelt sich später als Oberbegriff für Barcamps und Barcamp-artige Formate, obwohl die XML Konferenz selbst als klassische Konferenz mit Präsentationen in einem Vortragsstrang organisiert war. Benjamin Zimmer und Charles Carson definieren die Unkonferenz in ihrem Artikel Among the New Words wie folgt:

An unconference is a professional forum, especially one related to online media, in which the format is open-ended and the program is organized by the attendees themselves.

Der Gründer des O’Reilly Verlags Tim O’Reilly und seine damalige Kommunikationschefin Sara Winge trugen sich schon länger mit der Idee, eine “foo bar” als echte Bar (zum Trinken) auf einer der Konferenzen des Verlags zu haben. Der Begriff stammt aus dem militärischen Slang FUBAR, die Abkürzung steht für “Fucked/Fouled Up Beyond All Recognition”. Über eine länger Entwicklungsgeschichte, die zurück zum Tech Model Railroad Club (TMRC) in die 1960er Jahre reicht, entwickelten sich aus “foo” und “bar” zwei beliebte Platzhaltervariablen in der Programmierung.

Das erste FOO camp fand vom 10.-12.10.2003 im O’Reilly Hauptsitz in Sebastopol, Kalifornien mit ungefähr 200 Teilnehmern statt. In seiner Beschreibung des Camps zieht Tim die Parallel zwischen Wikis als Mitmach-Internet und dem Camp als Mutmach-Veranstaltung:

The Foo Camp is the the “wiki of conferences”, where the program is developed by the attendees at the event.

Ob es auf dem ersten Foo Camp tatsächlich auch eine Bar gegeben hat ist nicht ganz sicher, es gibt aber Blogs mit Bildern, die das nahe legen. Sicher ist, dass es neben der Veranstaltungslokation Platz für Zelte gab, auf dem die Teilnehmer campen konnten (daher das “camp”). Später wurde Foo dann als Abkürzung für Friends of O’Reilly umgedeutet. Ein kurzes Video von Doc Searls auf dem FOO camp 2003:

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Tantek Celik, Andy Smith, Chris Messina, Ryan King, Mathew Mullenweg (Gründer von Automattic) und Eris Free kamen später bei einer Autofahrt auf die Idee, eine eigene Version des FooCamp’s zu veranstalten, die sie BarCamp nennen wollten. Die Planung für das erste BarCamp wurde innerhalb von sechs Tagen gemacht (Blog). Es fand als BarCamp Palo Alto 2005 vom 19.-21.08.2005 im Gebäude von Socialtext in Palo Alto, Kalifornien statt. Das noch heute verwendete BarCamp Logo stammt von Eris Free. Andy Smith weist auf den kleinen aber entscheidenden Unterschied zwischen BarCamp und FooCamp hin:

FOO Camp happens every year, it is an invite-only event for tech luminaries hosted in Sebastopol, CA at the O’Reilly headquarters. People camp out, have sessions, and work with other great tech minds to come up with awesome ideas. The problem is the exclusivity: everybody isn’t invited. Meet BAR Camp, an open, welcoming, once-a-year event for geeks to camp out for a couple days with wifi and smash their brains together. It’s about love and geekery and having a focal point for great ideas, like SHDH more in-tents (GET IT?!), like FOO but open.

Das Prinzip der Offenheit, das die Organisatoren in die BarCamps gebracht haben, ist in meinen Augen der Grund, warum wir heute – 16 Jahre später – immer noch von BarCamps sprechen. Und warum es auch 2020 immer noch Leute gibt, die ihr allererstes BarCamp besuchen. Die Macht von Open First :-) Einige schöne Eindrücke von Barcamps vermittelt die BarCamp Fotogruppe auf Flickr.

Wenn ich nochmal etwas Zeit finde, werde ich den Blog noch um die Geschichtenstränge von 2005 bis heute ausbauen. Falls ihr gute Geschichten und Links kennt, gerne über die Kommentare beisteuern.

1 Kommentar zu „BarCamps – Die wahre Geschichte“

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