30C3 – wie Veranstaltungsformate die Vernetzung fördern

Veranstaltungen spielen im Wissenstransfer eine große Rolle. Sie bringen Menschen zusammen, machen Themen sichtbar und fördern die Vernetzung der Teilnehmer. Wie stark die Vernetzung gefördert wird, hängt vom Veranstaltungsformat ab. Ein klassisches Format ist die Konferenz, zu der ein Programmkomitee die Inhalte bestimmt, die Teilnehmer an einem oder mehreren Tagen zusammen kommen und die Beiträge als Konferenzband bereitgestellt werden. Die Beiträge auf der Konferenz bestehen meist aus Frontalvorträgen mit einer Fragerunde (Q&A) am Ende. Bei mehrtägigen Veranstaltungen gibt es oftmals eine Abendveranstaltung z.B. in Form eines Konferenz-Dinner. Teilnehmer kritisieren dieses klassische Format oftmals als starr und wenig interaktiv. Zitate wie “das beste waren die Kaffeepausen” sind zu hören.

Mit innovativen Veranstaltungsformaten (z.B. Un-Konferenzen) kann die Effektivität von Vernetzung und Wissenstransfer gesteigert werden. Notwendig ist hierfür, dass sich die Veranstalter nicht nur als Organisatoren einer singulären Veranstaltung, sondern als Gastgeber einer Community von Gleichgesinnten begreifen. Ich möchte das an dem aktuell stattfindenden 30. Chaos Communications Congress (30C3) des Chaos Computer Clubs (CCC) in Hamburg erläutern. Der CCC ist ein 1984 gegründeter bundesweiter Verein und steht für “Transparenz staatlichen Handelns” sowie “Infrastrukturen als Voraussetzung für eine demokratische Ausgestaltung” ein. Er hat über 3.500 Mitglieder sowie dezentral organisierte ErFa-Kreis und Chaostreffs.

Der Congress ist das große Jahrestreffen, das auch für die interessierte Öffentlichkeit zugänglich ist. Aufgrund der großen Teilnehmerzahl von über 8.000 Besuchern findet der Congress mittlerweile im Congress Center Hamburg (CCH) statt. Auf fünf Stockwerken stehen zwei große und zwei mittlere Vortragsräume zur Verfügung (siehe Grafik, Quelle: http://michaelkreil.github.io/30c3-map). Der Saal 1 fasst 4.500 Personen. Interessierte, die nicht physisch anwesend sein können haben die Möglichkeit, die Vorträge aus den Räumen live per Video- oder Audio-Stream kostenfrei zu verfolgen. Alle Streams werden archiviert und nach dem Congress unter media.ccc.de zur Verfügung gestellt.

Wissensaustausch funktioniert nicht nur über zuhören, sondern auch über zusehen und selber machen (Talking & Doing). Deswegen ist in das Konferenzdesign ein Community-Space integriert (Erdgeschoss Halle 3 und Vorraum sowie 1. Obergeschoss). Dieser besteht auf dem Chaos Communications Congress aus einer großen Fläche auf zwei Stockwerken, die mit Tischen, Stühlen, Steckdosen und Netzwerk ausgestattet ist. Es gibt sog. Shared-Space und Space, der durch ErFa-Kreise oder Projekte (sog. Assemblies) reserviert ist. Der Shared-Space kann von allen Teilnehmern genutzt werden. Hier können sich aus den Vorträgen heraus Diskussionsrunden ergeben. Die reservierten Flächen können vorab gebucht werden.

Quelle: events.ccc.de

Wichtig für das Funktionieren eines solchen Community-Spaces ist die rechtzeitige Ankündigung und die Transparenz über die Inhalte im Space. Beim Congress wurden die Ankündigung über den Veranstaltungs-Blog gemacht:

An assembly is your place at 30C3, the /home of a group of people belonging together, hackers who like to work and hang out. At bcc we had such groups around projects, but last year we invented the concept of assemblies as an experiment, that worked out great!

Eine Liste der Assemblies und Projekte wurde im Veranstaltungs-Wiki geführt. Durch die Darstellung mit Titel, Kurzbeschreibung und URL konnten sich die Teilnehmer ein Bild über die Angebote machen. Die vorab bekannten Spaces wurden in den Lageplan des Programms (s.o.) eingetragen. Im Fall des 30C3 waren dies über 100 Einträge (z.B. die Podcaster von PodLove, der Hackerspace Warpzone, Geheimorganisation s.u. im Tagesschau-Video). Der Veranstalter sollte im Community-Space nicht zu viele Vorgaben machen, sondern eher auf Selbstorganisation vertrauen. Dann ist gewährleistet, dass die Community-Mitglieder sich als Teil der Veranstaltung begreifen und mithelfen, diese zu einem tollen Ereignis zu machen statt eine reine Konsumentenhaltung einzunehmen.

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Tagesschau vom 27.12.2013

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